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Rätikon -  Rialto

Eigentlich sollte man die Föhnsturmprognose ernst nehmen, doch bei so viel gemeldetem Sonnenschein fällt es uns einfach schwer ihr Glauben zu schenken. Am Morgen spüren wir beim Hineinmarschieren ins wunderschöne Tal, wo am Ende der grüne Partnunsee schlummert, noch nicht so viel. Ein leichter Wind, könnte auch einfach die Thermik sein, wenn die Sonne die Felswände erwärmt und im Tal noch Schatten waltet.


Wir steigen noch im Schatten in die kompakten Platten der Rialto ein, die eher niedrigen Schwierigkeiten lassen ein flinkes Klettern zu, zum Glück. Doch auch in der Sonne, die unser Gemüt ab der dritten Seillänge erwärmt, reduzieren wir kaum das Tempo, der Wind hat bereits an Stärke zugelegt. Und mit jedem Meter Höhengewinn legt er nochmals einen Zahn zu. Mit der Faustregel 1 Seillänge = 10km/h Zugewinn nimmt die Route ihren Lauf. 


So muss Patagonien sein, schiesst es uns durch den Kopf, als uns wieder eine Böe die Seile waagerecht durch die Luft wirbelt. An einem einigermassen windgeschützten Plätzchen legen wir eine Rast ein, zu schön die Wasserrillenlandschaft um uns herum, um stur Seillänge für Seillänge abzuspulen. Das Snickers schmeckt besonders gut, der Wind zehrt gewaltig an der Substanz.


Auf dem letzten Abschnitt umwirbelt uns der Föhnsturm nun völlig, auf dem grauen Pfeiler, der die schwersten Seillängen der Tour beherbergt, sind wir ihm schutzlos ausgesetzt. Kaum zu glauben, aber uns fällt es schon schwer die Balance am Stand zu halten, geschweige denn in den kompakten Platten und wasserrillenartigen Strukturen, die Feingefühl und Gespür für die Bewegung erfordern. Wir krallen uns fest, schleichen, kleben am Fels. Kämpfen damit, dass wir nicht aus der Wand geworfen werden. 


Schliesslich sind wir froh, als das Ende naht. Auf allen Vieren robben wir über den leichten Grat hinauf zum grossen Steinplateau, wo endlich der Wind etwas nachlässt, da wir uns in der Abschottung befinden. Viel länger hätten wir uns dem Sturm nicht mehr widersetzen können...abenteuerlich.


Und dann auch noch mein unkontrollierter Abgang. Unachtsam, schwupps, rutscht mir der Fuss vom Tritt, mich drehts und schon sehe ich, wie ich frontal Richtung Tal stolpere, nach 5m gebremst durch den Hintern und die Hände. Schock, das ist mir noch nie passiert! Naja, nur eine blutende Schürfwunde an der Handinnenfläche und taube Finger, reichlich wenig für eine Brezn im flachen Gelände;-)

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Patricia Neuhauser

 

Sportwissenschaftlerin, MSc

Präsidentin Verein trail-maniacs

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Autorin Trailrunning Guidebook

 

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