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Befahrung Alpler Horn Südflanke in perfektem Firn

Ein Langzeitprojekt ist abgehakt.

 

Immer wieder fiel mir beim schattigen Anstieg zum Glatten die ebenmässige Südflanke des Alpler Horns auf. Doch es dauerte bis jetzt, bis die Verhältnisse und die Motivation stimmten, dieses Projekt anzugehen. Denn es sind so einige Hürden vorab zu meistern, z.B. muss der Felsenweg in gutem Zustand sein, d.h. möglichst viel Schnee in den umgebenden steilen Osthängen bereits abgeglitten sein, um diese einigermassen gefahrlos auch noch zu Mittag im aufgeweichten Schnee passieren zu können. Dann braucht es noch genügend gesetzten Schnee in der steilen, felsdurchsetzten Südflanke des Alpler Horns. Diese apert durch die sonnige Exposition schnell aus. Gute Firnbedingungen sind nötig. Und und und...

 

Schliesslich schienen am Donnerstag Morgen alle Bedingungen gut zusammen zu passen. Ich fuhr ohne Erwartungen ins Sahli, hatte ich doch mehrere Optionen für diesen spontanen Skitourentag. Der Regen vom Dienstag hatte alle Arbeit geleistet, eine homogene, tragfähige und safe Schneedecke konnte sich bis hoch oben ausbilden. Mit den warmen Temperaturen und der Sonneneinstrahlung erinnerte mich die Situation an einen späten Frühlingsmorgen. Immerhin war es bereits 9:30Uhr als ich loslief.

 

Die Ruosalp glänzte im Gegenlicht, noch firnte da nichts auf und ich konnte auf der harten Schneedecke schnell und leicht Meter machen. Läged Windgällen? hmmm, war ich ja schon, Seespitz? hmmm, war ich auch schon mehrere Male. Alpler Horn. Zögern. Ja, warum eigentlich nicht, ein Versuch ist es wert, auch wenn ich spät dran bin.

 

Die Querung in die bereits weichen Osthänge zum Felsenweg liessen in mir erstmals Zweifel aufkommen für dieses Projekt. Ich hatte schlagartig das Gefühl, zu spät dran zu sein. Die Hänge der Südflanke sind mit schätzungsweise 35-40Grad einfach zu steil um sie im aufgeweichten, durchnässten Schnee sicher zu bewältigen. Doch nach der Querung empfing mich wieder der etwas härtere, glatte Altschnee. Ok, anscheinend hatten nur die Osthänge schon zu viel Sonne abbekommen. 

 

Um in die Südflanke zu gelangen, muss das untere Felsband, welches die Flanke grossflächig am unteren Ende begrenzt, an geeigneter Stelle durchstiegen werden. Ich fand bereits von weitem einen geeigneten Durchschlupf, lediglich leichte Kraxelei in nicht zuverlässigem Schrofenfels von 10m führte mich mit gebuckelten Ski hinauf und der Weiterweg mit den Ski an den Füssen war ab hier problemlos möglich. Die südexponierten Hänge waren bereits schön aufgefirnt und liessen ein kraftsparendes Höhersteigen zu, die etwas mehr südostexponierten Hänge waren durchaus schon grenzwertig weich, mit Ski noch ok, aber zu Fuss definitiv schon zu weich. Ich hangelte mich also an den S-Hängen hinauf bis das Gelände unter Felszacken aufsteilte. Welches ist nun der Gipfel? Der rechte schöne Felsturm oder links oben die Schneekuppe?

 

Ein Blick in die Karte verriet, dass ich mich nach links halten musste, wenn ich den wahren Gipfel des Alpler Horns erreichen wollte. 2mal wechselte ich kurz zwischen Tragen und mit Ski gehen, immer knapp unterhalb der Felsen. Denn alte Triebschneekeile waren noch sichtbar, wenn auch diese bereits umgewandelt und wohl spannungsarm waren, aber alleine und mit der Option auf einen Fall durch die komplette Wand und unten über die Felsen wollte ich schlichtweg nichts riskieren. So beliess ich es dann auch auf dem Sattel. Der Weiterweg am überwechteten Kamm entlang hätte ein Stapfen erfordert, im aber bereits einen Tick zu aufgeweichten Schnee war das für mich keine Option. Lieber nutzte ich die Gunst der Stunde für den perfekten Firn im Südhang. Die restlichen 50Hm bis zum Gipfel würde ich vielleicht ein anderes Mal wieder angehen, wenn es noch bessere Bedingungen hat.

 

Im Traumfirn schwing ich die steilen Hänge entlang meiner Aufstiegsspur hinab. Es rieselte rechts und links von mir, wow, wie eine steile schwarze Piste! Hoch konzentriert, denn ein Ausrutschen könnte fatal enden. Fast etwas erleichtert fiel die Anspannung, als ich die letzte Felsstufe wieder abgeklettert war und Richtung dem flachen Boden von Ober Stafel entgegen surfte. Ein Blick zurück, wow! Wieder ein Projekt realisiert.

 

 

Die Flanke des Alpler Horns ist mit der des Wasserbergfirsts zu vergleichen, der ein Tal weiter nördlich wartet. Beide haben ungefähr diegleiche Steilheit, wobei der Felseinstieg beim Alpler Horn cruxig sein kann. Beim Wasserbergfirst kann der letzte Anstieg auf den schmalen Grat und diesen entlang dafür recht schwierig sein. Ich würde beide Anstiege etwa gleich bewerten. Komisch daher, dass der Wasserbergfirst in den Skitourenführern und Karten verzeichnet ist, der Anstieg auf das Alpler Horn aber nicht?

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Patricia Neuhauser

 

Sportwissenschaftlerin, MSc

Präsidentin Verein trail-maniacs

Online-Autorin SAC Tourenportal

Autorin Trailrunning Guidebook

 

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