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Skitour Bächenstock im Meiental

Mit 20cm Neuschnee im Gepäck legte sich passend zum Wochenende am Freitag eine Front an die Nordalpen und entlud ihr schönstes Weiss auf den durch die "Hitze" der Vortage bereits gut verfestigten Altschneedecke. "Erheblich" sollte es zwar haben, ich zweifelte allerdings an der prognostizierten Lawinengefahr und somit fuhren wir ins Meiental, welches Harry bisher noch nicht wirklich kannte. Eines meiner Lieblingsgebiete zum Skitourengehen mit anspruchsvollen Tagestouren, steilen Hängen, Blockgraten zum Kraxln und einer beeindruckenden Landschaft. Zudem wartet unten im kleinen Dörfchen Meien das "Bäsebeizli", einer Verpflegungsstation für die Skitürler, wo man bei selbstgebackenem Kuchen, salzigen Nüssen, Chips und einem kühlen Bier zusammensitzt und sich über Verhältnisse und begangene Touren austauscht, Sogar ein Tourenbuch liegt auf.

 

Bereits an die 15 Autos parken am linken Rand der Strasse, als wir um 9Uhr eintreffen. Wir folgen der ausgetrampelten Spur auf der geschlossenen Passstrasse, bevor nach wenigen Minuten der erste Abzweiger nach rechts in den Wald kommt. Markierungen an den Bäumen weisen für die Spurer des Tages den einfachsten Weg durch das Gestrüpp. Noch ist die Neuschneeauflage gering, immer wieder rutscht der Ski auf der harten Altschneeoberfläche ab. Später dann lichtet sich der Wald und leitet in eine sonnenbeschienene Traumlandschaft der Seewenalp. Steile Gneiswände kesseln die Seewenalp ein, aus den beladenen Ostflanken rieselt es ununterbrochen. 

 

Nun bemerken wir den Spurtrupp vor uns, eine 15köpfige Tessiner Gruppe, die gerade die steilen Hänge hinauf zur Seewenstöss mit weiten Spitzkehren verziert. Es ist warm, die Sonne brennt und mahnt zum Weitermachen, denn noch hängt einiges in den Ostrinnen und Wänden und wartet auf Abflug. Auf Seewenstöss erlauben wir uns eine ausgedehnte Pause, zum einen um das schöne Panorama zu bestaunen, zum anderen um die riessige Gruppe nicht zu stark zu tangieren. Es müssen ja nicht unnötig viele Leute im gleichen Hang stehen...

 

An geeigneter Stelle zweige ich schliesslich in die linke Rinne ab um auf den Seewenzwächtenfirn zu gelangen, dies erfordert zwar eine neue, schweisstreibende Spur anzulegen, allerdings eröffnet sich uns so auch die Möglichkeit, den Trupp zu überholen. Knapp vor ihnen schliesslich erreichen wir den grossen weissen Firn. Keine Spur, nur eine glatte, glänzende Oberfläche. Wow, was für ein Gefühl in diesen oberen Kessel hineinzuspuren. Mein Puls ist am Anschlag, doch für diesen Moment nehme ich das nicht wirklich war. Zu viel Freude bereitet mir die Spurarbeit. Schliesslich wird der Schnee schwerer, Harry übernimmt das Zepter und wir kämpfen uns zu Zweit durch den zu Beton mutierten Schnee. Shit, wir sind zu spät dran.

 

Die fortgeschrittene Zeit und damit einhergehende Wärmebildung macht es nicht leichter, einen guten Weg hinauf auf den Grat zu finden. Anstatt den "normalen" Anstieg über das versteckte Couloir zu wählen, entscheiden wir uns für einen Anstieg weiter links. Eine sehr steile Flanke von vielleicht 50m, wo der Schnee bereits abgeglitten ist, verspricht eine gute Möglichkeit den Grat doch noch zu erreichen. Wir laden die Ski auf den Rucksack und mühen uns Schritt für Schritt im guten Trittschnee hinauf, eine kurze Felsbarriere hat zum Glück gerade noch genügend Schneeauflage. Am Grat selbst dann Pulver. Das Gipfelkreuz können wir bereits ausmachen, doch schon jetzt wissen wir, dass wir es bis zum höchsten Punkt heute nicht mehr schaffen werden. Die Blockkletterei würde zu viel Zeit beanspruchen, die wir für den Rückweg über die steile Südflanke nicht haben werden und auch die Schneequalität weiter unten würde nur noch schlechter werden. 

 

Rein der Lust wegen klettern wir noch einige Meter am verschneiten Grat entlang, immer wieder muss ich Griffe freilegen und nach sicheren Tritten suchen. An einem Punkt, dem ersten Aufschwung dann ist die Zeit zum Umdrehen gekommen. Die Traverse zum Zwächten ist am heutigen Tage auch alles andere als optimal und somit entscheiden wir uns entlang des Aufstiegsweges zurückzugehen.

 

Mittlerweile ist die Tessiner Gruppe bereits in der Abfahrt befindlich, sie zeichnen schöne Spuren in den bereits schweren Schnee am Seewenzwächtenfirn. Auch wir setzen zur Abfahrt an, pulvrige Meter wechseln mit bremsenden Betonmetern, aber in Summe doch noch erstaunlich gut. Dies vor allem deshalb, weil wir für die Abfahrt wie auch die 15er Gruppe die nach Südwesten orientierten Hänge unterhalb des Miesplanggen- und Spitzplanggenstocks verwenden. Am Seebach entlang wird es schliesslich recht mau mit Schnee. Eine Tagesfliege. Heute noch befahrbar, morgen wahrscheinlich bereits aper. Die letzten Meter tragen wir unsere Ski durch sumpfiges Gras hinunter zur Strasse und hatschen den Kilometer zurück zu unserem Auto. Eine abwechslungsreiche und erlebnisreiche Rundtour neigt sich ihrem Ende zu...natürlich in der Bäsebeiz

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Patricia Neuhauser

 

Sportwissenschaftlerin, MSc

Präsidentin Verein trail-maniacs

Online-Autorin SAC Tourenportal

Autorin Trailrunning Guidebook

 

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