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Skitouren in St. Antönien

Das Rätikon kenne ich eigentlich nur vom Sommer, wo der perfekte Kalk das Herz eines jeden Kletterers erobert. Doch auch im Winter trumpft es mit einer Vielzahl an Schitourenmöglichkeiten auf. Unzählige Gipfel, die über perfekte Skihänge in jeglicher Exposition erklommen werden können. Zum Meter machen, zum Geniessen, zum Abfahrtsmeter im Pulverschnee sammeln, für jeden und alle. Der Preis dafür? 6CHF Parkplatzgebühr, that's it. Klar, alleine wird man sich an einem schönen Wochenende dort wohl niemals befinden, aber durch die unbegrenzten Möglichkeiten verteilt sich der Besucherandrang recht gut auf und so ein Ansturm wie in Realp hat es bei weitem nicht.

 

Von Rüti, Parkplatz Nr.3, zieht es uns am Samstag zuerst zum Hasenflüeli, einem hübschen, felsigen Gipfel, auf dessen Nordseite ansprechende Skihänge zurück in den Talgrund führen. Leider hat es einen leichten Winddeckel mit wechselnden Verhältnissen, doch ein paar Schwünge im Power gehen sich trotzdem noch aus. Anfellen, aufsteigen. Die Sonne brennt gnadenlos, als wir zum Übergang Spitzenbüel der gut angelegten Aufstiegsspur folgen. Doch das Schweissvergiessen wird belohnt, Pulver wartet auf unserer 2. Abfahrt hinunter in den Glatt Boden beim Tällibach. 

 

Es ist mittlerweile 14:30Uhr und das Gebiet leert sich, für einen 3. Anstieg hätten wir allerdings noch Zeit. Unsere Wahl fällt auf den Schollberg Nordgipfel, dessen steile Nordflanke mit erst wenigen Spuren durchzogen ist, Spuren, die Powderverhältnisse versprechen. So fellen wir also ein drittes Mal an und folgen dem schattigen, ostseitigen Kar bis uns am Gipfel des Schollbergs die tiefstehende Nachmittagssonne aus dem Kühlschrankmodus befreit. Nebel liegt im Rheintal, ein frisches Lüftl erinnert uns daran, dass wir doch noch ein gutes Stück Abfahrt vor uns liegen haben und es bereits später Nachmittag ist. Die Einfahrt in die NNO-Flanke des Schollbergs ist anfangs etwas felsdurchsetzt, öffnet sich aber bald und ein ebenmässiger, steiler Hang liegt uns zu Füssen. Yes, das I-Tüpfelchen des heutigen Tages und krönender Abschluss einer Skisafari im Tourengebiet von St. Antönien.


Ein weiterer Tag im sonnigen St. Antönien steht bevor. Montag. Weniger Andrang, dafür schon ziemlich zerspurt und verfahren. Gerade recht, um den Fokus auf den Aufstieg zu richten und sich am Panorama und der Ruhe im Gebiet zu erfreuen. Wir starten abermals von Rüti dem Gafiabach entlang, zweigen dann aber ab ins Alpeltitälli. Grosse Gleitschneelawinen zeugen noch von den massiven Neuschneefällen vor über 1 Woche, als es Lawinenstufe 5 hatte. Schon beeindruckend, welch grosse Schneemassen dort spontan an den Süd- und Südwesthängen des Schollbergs abgeglitten sind. Wir sind froh nach dem ersten steileren Aufschwung wieder in die Sonne zu kommen und entscheiden uns rechterhand die Gämpiflue mitzunehmen. Ein unscheinbarer Gipfel, der allerdings momentan von einer grossen Gipfelwechte markiert wird. Die letzten Meter am Grat entlang sind wunderbar, wir geniessen die Stille, die Aussicht und haben den Gipfel für uns alleine.

 

Nach einer kurzen Abfahrt mit einigen schönen Schwüngen im Pulver fellen wir erneut an und folgen der sonnigen Autobahn zum Übergang beim Ronggspitz, den man mit einem 5minütigen Fussabstecher erreicht. Ein grosses Gipfelkreuz markiert den höchsten Punkt und auch diesmal stimmt unser Timing. Gerade als wir zum Gipfel aufbrechen, verlässt eine grosse Gruppe den Platz und wir befinden uns abermals in völliger Stille. Herrlich. Gipfelpause Nr.2. 

 

Die Abfahrt von der Scharte ist bei Neuschnee sicherlich ein tolles Erlebnis, bei uns heute geht sie vermutlich nur noch für Buckelpistenliebhaber in die Playlist Nr.1 ein. Zeit zum dritten Mal anfallen im Tälli und die verbleibenden 200Hm unter die Füsse zu nehmen. Am Rotspitz dasgleiche Spiel, eine Gruppe geht, wir kommen. Perfektes Timing. Die Nachmittagssonne brennt gehörig, das leichte Lüftl kühlt, unser Blick fällt auf die traumhaften Abfahrtsspuren nach Gargellen hinunter. Nächstes Mal...Da die Abfahrt zum Tällibach hinunter und nach Partnun schon arg ausgefahren ist, entscheiden wir uns unter dem Schollberg nicht zu viel an Höhe zu verlieren und queren bis zum P2133, wo uns noch unverspurte Hänge Abfahrtsgenuss vom Feinsten bieten. 

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Patricia Neuhauser

 

Sportwissenschaftlerin, MSc

Präsidentin Verein trail-maniacs

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Autorin Trailrunning Guidebook

 

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