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Pizzo Grandinagia West-Couloir und Nordost-Couloir

Fast schon provokativ parken wir unser Auto auf dem bereits überfüllten Parkplatz in All Acqua in vorderster Reihe, nur keine 2m zu weit gehen...Nein, wir wollen unsere Ski direkt anschnallen und losspurten. Immerhin liebäugeln wir mit 2 schönen Rinnen am Grandinagia. Und da die Verhältnisse optimal erscheinen, dürfen wir davon ausgehen, dass wir nicht die Einzigen sind, die es auf diese Schönheiten abgesehen haben. Der flotte Aufstiegsmodus wird eingeschalten, der Menschenzähler aktiviert;-). Doch irgendetwas ist heute anders, die Massen sind verschwunden, alle zum Poncione Val Piana und Marchhorn? Uns solls nicht weiter stören und steuern auf das breite Westcouloir des Pizzo Grandinagia. Harry spurt in vielen Spitzkehren voran, ich übernehme die Feinarbeit hinten dran. Soll ja eine schöne Aufstiegsspur werden, falls noch jemand folgt.

 

Im oberen Teil wird das Gehen mit Ski unmöglich, wir satteln um auf Tragen und wühlen uns die letzten 50hm zum Sattel. Zu unserem Erstaunen sehen wir, dass das eigentliche Objekt der Begierde, das NE-Couloir, bereits ein paar Spuren aufweist, die Skifahrer sind über die bequeme Autobahn auf den Wintergipfel des Grandinagia zugestiegen, um in dessen Westflanke etwas unterhalb des höchsten Punktes zum Sattel hinüber zu queren. Daher entschliessen wir uns es ihnen gleich zu tun und nehmen erst mal unser mühsam gespurtes Westcouloir unter die Latten. Die Arbeit soll ja Früchte tragen....Auf den ersten steilen Metern spürt man die Harschkruste unter dem Pulver, was jeden Schwung etwas unberechenbar macht, mit wenig Flow gehts also bis ungefähr auf die Höhe, wo wir die Ski umgesattelt hatten. Ab da dann Genuss pur und Bedretto-like-Powder.

 

Immer wieder zirkulieren die Wolken und hüllen uns ums ein oder andere Mal völlig ein, um kurz darauf die Sicht uneingeschränkt wieder freizugeben. Klirrend kalter Wind und die schattige Lage machen den zweiten Anstieg auf der Normalroute des Grandinagia nicht gerade zum Genuss. Doch wir wissen um die genialen Powderverhältnisse, die uns weiter und weiter antreiben. Powdergeier on Tour. Der Übergang vom Gipfel in die Einfahrt der NO-Rinne ist auf wenigen Metern etwas tricky, wir dürfen allerdings der guten Spur folgen, was die Sache deutlich entspannter macht. Das direkte Couloir, das am linken Rand im Abfahrtssinne nicht wirklich steil ist, hat schon etliche Abfahrtsspuren. Wir nehmen daher die zweite, steilere Einfahrt ins Visier, die direkt vom Sattel, den wir heute bereits am Morgen schon einmal betreten hatten, beginnt. Es ist mehr eine Art Flanke denn ein Couloir, in dessen Mitte 2 Steine umfahren werden müssen. All der lockere Schnee rutscht mit jedem Turn mit, ich sehe kaum etwas und muss immer mal wieder anhalten, um die Orientierung nicht zu verlieren. Die Flanke hat durchwegs schätzungsweise 45Grad und mündet in der Hälfte in besagtes NO-Couloir. Weiter unten dann öffnet sich das Canale und gibt breite Hänge zum "es Krachen lassen" frei. Gewaltig. Selbst das so viel begangene Val Piana bietet uns noch verspieltes, unverspurtes Gelände, bis zum Schluss die Harschkruste auf den letzten Metern Überhand nimmt...

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Patricia Neuhauser

 

Sportwissenschaftlerin, MSc

Präsidentin Verein trail-maniacs

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