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Schiberg Nordgipfel

Nein, heute waren wir nicht hinter Höhenmetersammeln, prestigeträchtigen Gipfeln oder abenteuerversprechenden einsamen Linien aus. Wir befinden uns in den Voralpen am Wägitalersee, es hat gut 40cm Neuschnee gegeben und ein strahlend blauer, eiskalter Tag steht bevor. Eine ausgesprochene Südhangtour wie der Schiberg will gut getimed werden, entweder bei Firn oder eben bei Pulver und kalten Temperaturen. Die unteren Hänge, bevor man auf die Alp Hohfläschen kommt, sind ruppig und apern schnell aus, selbst heute spüren wir die massiven Hubbel und Vorsicht vor dem ein oder anderen Fels ist geboten. 

 

Ab Hohfläschen  tauchen wir in kanadische Tannenwälder ein, tiefverschneit, aber locker im Bestand, das Spuren wird zunehmends mühsamer, doch wir lieben diese Anstrengung. Was gibt es schöneres, als in diesem Moment seine Spuren zwischen das Mosaik von Bäumen zu zeichnen, den tiefblauen Himmel zwischen den beladenen Ästen hindurchschimmern zu sehen, die Stille wahrzunehmen und das Knirschen des Schnees? Schliesslich öffnet sich der lichte Wald und gibt die grosszügige Mulde hinauf zum Kamm unterhalb des Schibergs frei. Sonnenüberflutet, unberührt, lediglich wenige Tierspuren weisen darauf hin, dass hier oben Leben existiert. Wir wollen die perfekte Spur anlegen. Du hast eben nur eine Chance, wie beim onsight-Klettern. Wäre doch zu schade diese weisse Landschaft mit hässlich unprofessionellen Spuren zu durchpflügen!

 

Wir sitzen schliesslich oben am Kamm in der Sonne, auf den Gipfel verzichten wir, die Stapferei schaut wenig einladend aus. Nein, viel besser zu dieser Geniessertour passt eine ausgiebige Rast. Es geht nicht ein Hauch von Wind und so sitzen wir da auf unseren Rucksäcken, zwar dick eingepackt, aber mit einem fetten, nicht enden wollenden Grinsen im Gesicht. Hinter uns das Flachland, vor uns eine weisse Winterwelt, funkelnd, glitzernd, einfach bezaubernd. Schliesslich kommen 2 Burschen des Weges daher, ihre Augen verraten, dass auch sie diesen Tag so schätzen wie wir. Voller Demut vor der Schönheit der Natur, der Friedlichkeit und Stille in den Bergen, wir sind glücklich, zufrieden. Es kann nicht mehr besser werden.

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Patricia Neuhauser

 

Sportwissenschaftlerin, MSc

Präsidentin Verein trail-maniacs

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