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Skitourentage mit Andi: Vorder Schloss, Gross Ruchen, Bannalper Skitouren

Vorder Schloss Skigipfel vom Brüsti

Die steilen Nordflanken zwischen Hoch Geissberg und Vorder Schloss ziehen mein Auge bei jeder Autofahrt Richtung Gotthard magisch an. Doch der Moment einer Begehung/Befahrung muss wohlüberlegt werden, bei Pulver sicherlich sehr reizvoll, aber mit einem gewissen Risiko behaftet. Bisher hatte ich es also noch nicht geschafft im Winter aufs Brüsti mit der Seilbahn zu fahren, auch wenn ich schon lange mit den beiden Tourenzielen Hoch Geissberg und Vorder Schloss geliebäugelt habe.

 

Wir nehmen die Seilbahn um 7:15Uhr, der Schnee auf dem Brüsti und im Talgrund der Waldnacht ist alles andere als gefroren. Dafür liegt noch genügend und wir müssen selbst auf dem Weglein hinab vom Brüsti zur Waldnacht die Ski nirgends ausziehen. T-Shirt Wetter, und dass morgens um 8 Uhr! Bereits von Weitem sieht man die Lawinenkegel, die den Guggitalerbach verschütten. Das kann ja heiter werden...und so mühen wir uns über Knollen und harte Stellen das Guggital hinauf, bis es flacher und breiter wird und endlich an ein normales Fortkommen zu denken ist. Dafür wandern jetzt die Harscheisen unter unsere Ski. Die lange Querung aus dem Guggitalkessel hinaus in die Flanke ist pickelhart und steiler, als es von unten ausschaut. Sodass wir schon bald ein weiteres Mal unseren Fortbewegungsstil ändern und auf Skibuckeln umsteigen.

 

Schöner Trittschnee bringt uns flott voran, auch wenn die Steilheit wieder abnimmt und das Gehen mit den Ski wieder möglich wäre. Doch ein ständiger Wechsel kostet Zeit und die haben wir bei diesen Temperaturen für heute nicht. Oben dreht der Hang ein wenig, er wird sulziger, so dass wir den letzten Rest dann doch noch mit den Ski an den Füssen bis zum Steinmann bewältigen. Die Aussicht von hier oben ist ungewöhnlich, wir sehen direkt in die steil abfallenden Südwände des Schlossbergs, in denen sich Schnee und Fels abwechseln und bizarre Formen bilden. Die glänzende Gletscherfläche zwischen Krönten und Spannort blitzt uns entgegen, das Sustenhorn steht markant, aber von dieser Seite eben mit ungewohnter Gestalt, dahinter.

 

Wir sind alleine, 4 alte Spuren zeugen davon, dass seit dem letzten Schneefall vor 3 Wochen dieses Skitourenziel zwar besucht, aber sicherlich nicht überrannt worden ist. Aufgrund der massiven Wärmeentwicklung entscheiden wir uns auf den Hauptgipfel zu verzichten, der noch ein langes Stapfen hin und zurück bedeuten würde. Die Abfahrt gestaltet sich dann besser als gedacht, die Schneequalität reicht von pistenmässig hart und griffig bis sulzig weich und über eine weite Strecke dürfen wir über feinsten Firn cruisen. Der Abschnitt mit den Lawinenresten entpuppt sich dann ebenfalls als weniger widerspenstig als gedacht. Die Sonne hat bereits gute Arbeit geleistet und die Knollen butterweich gemacht.

 

Das flache Tal liess sich im klassischen Langlaufschritt schnell und kraftsparend absolvieren und zum Schluss brauchten wir noch nicht mal die Felle für den Gegenanstieg aufs Brüsti montieren, man muss nur flach genug im Bremserschnee aufsteigen...

 

Perfektes Timing. Es ist 13 Uhr, in 15 min fährt die nächste Gondel ab, so dass wir noch Zeit für einen Plausch haben mit Sophie und Esther, die am Hoch Geissberg unterwegs waren. Die nächste Bahn würde nämlich erst um 16:15Uhr abfahren, wer weiss, ob uns nach 3 Stunden Frühjahrssonne liegen noch jemand erkennen würde...unsere Haut dankt jedenfalls und gegen ein Gelati in Altdorf bei der Piccolo Rotondo Gelateria haben wir sowieso nichts einzuwenden, um den Tag gemütlich ausklingen zu lassen.

Gross Ruchen im Brunnital

Und wieder sind beinahe 30Grad im Schatten gemeldet. Eine weitere Nordhangtour muss her. Der Gross Ruchen im Brunnital bietet sich da momentan noch an, verspricht er doch Schatten bis ans Ende der grossen Chälen und lediglich 1km Skitragen ab dem Parkplatz der Sittlisalpbahn. Heute sind wir nicht alleine, wobei die meisten Tourengeher bereits früher gestartet sind, nur ein weiteres Päarchen macht sich mit uns um kurz nach 6 auf den Weg. Ich bin überrascht, wie gut sich der Schnee im Brunnital hält, immerhin legen wir auf 1160m die Ski an und es ist fortgeschrittener April...

 

Die Chälen ist ab 2000m gefroren, Harscheisen erleichtern das Leben, aber es geht auch ohne. Oder es muss auch ohne gehen, da ich am Vortag meine Harscheisen am Vorder Schloss Skigipfel habe liegen lassen. Also kurzer Aufruf, wenn jemand vorbei kommen sollte, bitte mitnehmen und mir eine Nachricht senden, ich wäre dir sehr dankbar!

 

Am Ruchchälenpass trifft einen wie immer der Schlag. Nicht nur von der phänomenalen Aussicht auf den formschönen Gross Düssi, sondern auch vom Hitzestau. Die Sonne brennt erbärmlich, wie gut dass wir in der Chälen so schön geschützt waren vor ihr. Dass sich die letzten Höhenmeter zum Skidepot einmal mehr ziehen, macht das Panorama wett. Das Who-is-Who der Zentralschweizer Alpen präsentiert sich zu unserer Linken. Mein Liebling Gross Düssi, der Oberalpstock mit seinem weissen Staldenfirn, der Bristen,...und dann natürlich von on the top of Gross Ruchen die ganze Prominenz, inklusive Walliser 4000er. Das nenne ich mal einen Aussichtsberg. Hinter uns das Grün der Voralpen, vor uns das Weiss des Alpenhauptkammes...

Bannalper Gipfeltrilogie

Langsam wird es grenzwertig mit den Temperaturen. Die Nullgradgrenze verweilt nun schon seit einigen Tagen weit über 3500m, gefrieren tut da schon lange nix mehr unter 2000m. Zum Glück gibt es die Bannalp, ein an für sich schattiger Kessel mit leichtem Zugang durch die Seilbahn und mit kurzer Anfahrtszeit aus Affoltern am Albis. Die 21CHF für die Bahnfahrt sind für heute jedenfalls gut investiert. Wir dürfen mit dem Lauchernstock, dem Ruchstock und dem Hasenstöck-gipfel Vorlieb nehmen und schliesslich über schön aufgesulzte Firnhänge zurück zur Bannalp gleiten. Die Reihenfolge Lauchernstock, Ruchstock über Nordsattel und noch den kurzen Fussaufstieg auf den Hasenstöck hat sich bewährt, auch wenn die Abfahrt vom Lauchernstock natürlich eine einzige Ratterpartie war, doch die tollen Firnhänge unterhalb des Ruchstocks sind eine spätere Abfahrt um die Mittagszeit definitiv wert.

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Patricia Neuhauser

 

Sportwissenschaftlerin, MSc

Präsidentin Verein trail-maniacs

Online-Autorin SAC Tourenportal

Autorin Trailrunning Guidebook

 

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