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Chli Schärhorn Nordost-Flanke

Eher wenig bekannt ist die leuchtend weisse Nordostflanke des Chli Schärhorns am Klausenpass. Mit bis zu 45 Grad Neigung und 300m Wandhöhe eine gute Möglichkeit für Einsteiger ins steilere Skifahren und mit angenehmem Zustieg. Momentan müssen die Ski ab Klausenpass nur für ganz wenige kurze Passagen abgezogen werden, im Grossen und Ganzen trifft man noch auf eine durchgängige Schneedecke. Nur mit den Temperaturen ists momentan so eine Sache, der Schnee gefriert nicht mehr wirklich (am Klausenpass um 5:30Uhr +10Grad), weiter oben auch nur ganz oberflächlich, was einen frühen Aufbruch mit zeitiger Abfahrt verlangt. In unserem Fall sind wir bereits gegen 8:30Uhr in perfektem Firn auf den oberen 200 Höhenmetern die NO-Flanke am Chli Schärhorn hinunter. In der Mitte durchziehen 3 Felsriegel die Flanke, wobei im Abfahrtssinne beim linkesten ein breiter Durchschlupf existiert. Wir sind mit den Ski im Aufstieg bis fast unter die felsige Barriere, haben dort erst die Ski auf den Rucksack aufgebunden und konnten dank dem weichen Schnee sogar ohne Steigeisen, dafür etwas mühsam beim Spuren, bei der äusserst linken Rinne im Anstiegssinne aufsteigen. Die 1,50m hohe Felsbarriere haben wir überklettert in etwas abwärtsgeschichtetem, brüchigen Gestein, das aber gute Kanten für Tritte und Griffe aufwies.

 

Am Gipfel dann nur zu Dritt mit unserer Mannschaft zu stehen, obwohl es an diesem schönen Samstag Hochbetrieb am Klausenpass hatte, überrascht. Die Verhältnisse für die Flanke waren immerhin fast optimal. Doch anscheinend fehlt dem Chli Schärhorn eben das "Gross", auf seinem Bruder standen zur gleichen Zeit geschätzte 20 Leute. Und bis wir um 10 Uhr auch diesem Gipfel einen Besuch abstatteten, standen mit uns wohl nochmals 20 Leute oben oder am Skidepot bzw. war schon eine ganze Horde wieder abgefahren.

 

Langsam wurde es so richtig heiss, Zeit um zum Auto zurückzukehren. Über den Ostflanken-Anstieg durften wir ein weiteres Mal über schöne Firnhänge cruisen, bis der flache Gletscher die Bremsen zog und ein Wiederanfellen verlangte um zum Chammlijoch aufzusteigen. Gemeinsam mit den Clariden-Besteigern surften wir in tiefem Sulz über die Buckelpiste zum Klausenpass hinunter. Trotz brennender Oberschenkel heisst es auf dem letzten Hang zur Passstrasse hinunter nocheinmal zusammenreissen und alles geben. Immerhin sitzt die Jury beim Bier auf der gefüllten Terrasse und vergibt B-Noten. Beim Abschwingen auf dem letzten Meter darf man dann die Zuschauer mit Sulzschnee bespritzen, wer das abrupte Ende des Schneehanges verschläft, landet direkt auf den Tischen der Terrasse. Dieses Prüfungsfeeling ist immer wieder kurios am Klausenpass und muss man mal erlebt haben. Das Zusammentreffen der verschiedensten Sportarten an einem Platz (Skitürler, Rennradler, Biker, Kletterer,...) und dann noch die Motorrad- und Autofahrer, Winter und Sommer in einem. Ein Sehen und Gesehen werden, bekannte und unbekannte Gesichter. Und dieser letzte Hang, wo die B-Note entscheidet....das ist der Klausenpass an einem schönen Wochenende nach seiner Öffnung der Wintersperre!

 

 

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Patricia Neuhauser

 

Sportwissenschaftlerin, MSc

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