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Breithorn Traverse Ost-West

 

Eine gute Mischung aus kombiniertem Terrain, Firngraten, einer exponierten, steilen Seillänge im Fels und einem leichten, aber aussichtsreichen Abschluss auf dem Breithorn Westgipfel bietet die Breithorntraverse, angefangen bei der Roccia Nera im Osten bis zum 4164m hohen Hauptgipfel im Westen. Dabei können flotte Seilschaften am Morgen mit der Seilbahn in Zermatt um 6:30Uhr hinauffahren aufs Klein Matterhorn und die Traverse somit als Tagestour absolvieren. Gute Verhältnisse liegen dann vor, wenn der grosse Felsaufschwung schön trocken ist, um ohne Steigeisen höherturnen zu können, die ca. 40Grad steile Firnflanke auf die Roccia Nera allerdings noch gut mit Firn bedeckt ist. Bei uns hatte sie bereits über weite Strecken blanke Anteile bzw. nur noch eine ganz dünne Firnauflage vorzuweisen.

 

Die beiden Breithornzwillinge bieten schönes kombiniertes Gelände, wobei das Abseilen/Abklettern bei weniger routinierten Seilschaften erste Zwangspausen verursachen kann. Uns liess die italienische Viererseilschaft zum Glück passieren, so dass wir freie Fahrt hatten. Die Abseilstellen sind gut eingerichtet, ein 40m Seil ausreichend. Es überwiegt der Firnanteil, die Felspassagen präsentieren sich mehr als leichtes Blockgelände, denn zum richtigen Klettern.

 

Anders sieht es beim grossen Felsaufschwung aus, wo 2 Seillängen Kletterei im 4. Grad und steilen, wenn auch griffigen Fels, die meisten Aspiranten auf die Probe stellen. Hier ist Stau an schönen Tagen wohl immer prognostiziert. Es macht aber auch keinen Sinn diese tollen Klettermeter links im leichteren Verschneidungssystem zu umgehen, man würde sich die schönsten Meter der Traverse nehmen. Besser man stellt den Rucksack ab, packt die Jause aus, geniesst die Fernsicht und schmunzelt über das gebotene Spektakel, bis man selbst Hand anlegen darf und (hoffentlich nicht) zum Spektakel wird. Ein paar Bolts dienen als Grundabsicherung, wer allerdings bei einem 4er in Bergschuhen bereits am Limit seiner Kletterkünste ist, wird mit der gegebenen Absicherung vermutlich seine Mühe haben. Am Pfeilerkopf wartet ein solider Bohrhakenstand um den Nachsteiger die exponierte Pfeilerkante nachzuholen.

 

Danach gehts am laufenden Seil im Auf und Ab über soliden Felsen mit kurzen Klettereinlagen. Kurz vor dem Ausstieg in den Firngrat wartet nochmals ein kleiner Gendarm darauf überklettert zu werden. Bizeps ahoi! Es sind zwar nur 3 Kletterzüge, die dafür kräftiger als alle Klettermeter zuvor. Wir wechseln abermals auf Steigeisen, verstauen das Seil, der Firngrat ist mittlerweile schön weich und unkompliziert zu begehen. Der östliche der beiden Breithorngipfel ist erreicht und somit auch die Nähe der Zivilisation spürbar. Ab jetzt wird es lustig, hunderten von Breithorn-Bergsteigern begegnen wir beim Weiterweg hinüber zum westlichen Breithorngipfel. Dramen spielen sich ab, vergiessen von Freudentränen als Reaktion auf die erfolgreiche Besteigung des ersten 4000ers. Ängste, Zweifel, Anstrengung, Stolz und Freude. Das Emotionsspektrum am Breithorn ist gross.

 

Auch wir lassen von uns das obligatorische Gipfelfoto für die Chronik schiessen, smile! 

 

 

Facts:

  • routinierte, schnelle Seilschaften sind (gute Bedingungen und wenig Stau vorausgesetzt) in 6 Stunden durch (Bahn zu Bahn), somit ist die Breithorntraverse gut als Tagestour (erste Fahrt um 6:30Uhr) für solch eingespielte Seilschaften machbar.
  • Kletterei bis zum 4. Schwierigkeitsgrad, kombiniertes Gelände, 40Grad Firnflanke zur Roccia Nera, easy Abstieg vom Breithornhauptgipfel entlang der Autobahn
  • sehr empfehlenswerte Tour, trotz oder eben gerade wegen der leichten Erreichbarkeit
  • 750Hm/10km; wir haben ca. 5h50min für die komplette Tour (inkl. Pausen, Anstehen, Abseilen...) gebraucht

 

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Patricia Neuhauser

 

Sportwissenschaftlerin, MSc

Präsidentin Verein trail-maniacs

Online-Autorin SAC Tourenportal

Autorin Trailrunning Guidebook

 

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