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Marchhorn - das schmale Canalone

Marchhorn Couloirskiing

 

Das Bedretto ist bekannt für seine schönen Couloirs und den reichlichen Schnee. Bei Staulage wirft Frau Holle meist eine ordentliche Ladung ab und sorgt für Vorfreude unter den Tourengehern. Diesmal kam eine Warmfront dazwischen und bescherte lediglich oberhalb von 2000m der Bergwelt ein strahlend weisses Kleid, darunter forderte der Regen mit einer knusprigen Kruste die Skifahrerkünste heraus. Doch ein Versuch war es wert, trotz vorausgegangenem starken Windeinfluss ein Auge auf die Couloirs beim Marchhorn zu werfen. Die Höhenlage stimmt, die nördliche Exposition für das warme Wetter auch. Nur der Wind hatte tatsächlich alle Arbeit geleistet und den schönen Powpow leicht gepresst, verweht oder zu interessanten Skulpturen aufgestaut.

 

Das linke Canale (im Aufstiegssinne) sah trotzdem noch ganz vielversprechend aus und nach einigem Abwägen und Abtasten bezüglich Lawinengefahr entschieden wir uns zu Dritt diese Rinne hinaufzuspuren. Besonders der untere Teil entpuppte sich später als lässige Abfahrt, der oberste Teil war windgepresst und dementsprechend hart und anspruchsvoller zu befahren. Auch die Steilheit ist vergleichbar mit der des original Canalone del Marchhorn. Unten schöne breite Hänge mit 30-35Grad. Weiter oben in der schmalen Rinne dann 40 Grad und nur ganz kurz für wenige Meter erreicht die Einfahrt etwas mehr als 40.

 

Noch eine Kuriosität am Rande:

Wir spurten also ab dem Giacomo Pass über die Ebene zum grossen Stein, wo das Canalone del Marchhorn endet. Da wir einige Stabilitätstests durchführten und uns berateten, ob der besten Routenführung und was mit unserem Risikoempfinden vertretbar für heute sei, schlossen schliesslich just an dem Punkt, wo das linke Couloir vom Hauptcouloir des Canalone abzweigt, 2 Damen auf uns auf. Etwas verwirrt, dass uns jemand folgte, fragten wir, was sie denn vor hätten. Das "Marchhorn". Aha, ok. Sie zweigten nach rechts ab ins Hauptcouloir, wir nach links in die schmale Rinne. Pulver, Presspulver und schliesslich mit einem dicken Winddeckel bestückt liess es sich recht einfach mit Ski aufsteigen, lediglich für die letzten 30Hm buckelten wir die Ski und stapften in gutem Trittschnee hinauf. Am Ausstieg des Couloirs machten wir gemütlich in der Sonne an einem windstillen Platz Pause, stapften schliesslich noch hinauf auf das Marchhorn und liessen die Ski bei der Einfahrt in die Rinne, kamen zurück zum Depot, machten wieder Pause und genossen die Landschaft, die Ruhe und die Einsamkeit (was im Bedretto ja nicht gerade häufig ist an einem Prachtstag am Wochenende). Jedenfalls, wie liessen uns verdammt viel Zeit, keiner da, der uns die Firstline wegschnappen könnte. Gerade als wir in die Rinne einfahren wollten, hörten wir Stimmen und siehe da, die beiden Mädels gewappnet mit 2 Steileisgeräten und Steigeisen kletterten mit einem verschmitzten Grinsen erschöpft die letzten Meter aus der Rinne heraus. Niklas fragte mich am Vorabend noch bzgl. Material, ob wir Steigeisen, Pickel, oder so einen Kram bräuchten. Nein, natürlich nicht, wir gehen doch powdern und nicht Bergsteigen ;-)

 

 

Forcella

 

In der Leventina liegt bereits eine Wolkendecke überm Tal, das Bedretto ist zum Glück noch wolkenlos. Aufgrund der warmen Temperaturen am Vortag entschieden wir uns für eine südseitige Tour und hofften auf Frühlingsschnee. Von All Acqua Richtung Nufenenpass ist im Hochwinter eine frostige Angelegenheit, um diese Jahreszeit allerdings ein sonniges Vergnügen. Auf der noch immer meterdick eingeschneiten Passstrasse gewinnt man zwar nur langsam an Höhe, man kann aber zu Dritt nebeneinander gehen und quatschen, was den Hatsch angenehm entspannt und gefühlt verkürzt. Der Forcella sollte es werden, allerdings verloren wir den Wettlauf mit der Zeit. Das Schlechtwetter kam bereits schon früher als angekündigt. Aus der Schwitzerei am Anfang des Aufstieges wurde ein whiteout kurz unterm Gipfel. Wir beschlossen daher auf den Gipfel zu verzichten und die flache Mulde unterm Gipfelaufschwung zum Umpacken auf den Abfahrtsmodus zu nutzen. Frühlingsschnee, Firn, Sulz, Nassschnee, alles dabei. Eigentlich noch recht nett zum surfen, wenn denn die Sicht mehr Kontraste zugelassen hätte. 

 

 

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Patricia Neuhauser

 

Sportwissenschaftlerin, MSc

Präsidentin Verein trail-maniacs

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Autorin Trailrunning Guidebook

 

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