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Mönch: über den Normalweg im November

Mich beeindruckt immer wieder, mit welcher Intensität, trotz Nähe zur Zivilisation dort oben am Joch, man die archaische Berglandschaft spüren kann. Dank den Jungfraubahnen lässt sich im Handumdrehen die Stille und Ruhe der Berner Hochalpen um diese Jahreszeit einfangen. Konsumbergsteigen könnte man es auch nennen, das ist richtig. Und doch liefern die Touren unweit des international touristischen Treibens am Jungfraujoch eindrückliche Momente und unbezahlbare Erlebnisse. Es muss nicht zwangsläufig ein zweitätiger Hatsch in die Abgeschiedenheit der Lauteraarhornregion sein, um die Kraft der Bergwelt aufsaugen zu können. Die Mischung macht's, oder etwa nicht?

 

Noch einmal zeigte sich der November von seiner schönsten Seite: milde Temperaturen, kaum Wind und der letzte Schneefall schon ein Weilchen her, so dass die Felspartien schön trocken und herrlich von der Sonne vorgewärmt zum Klettern animierten. Dazwischen etwas Schneegestapfe, aber nicht weiter dramatisch. Und sogar das Schlussbouquet - der formschöne, schmale Firngrat - zum Gipfel des Mönch hinauf in brauchbaren Bedingungen. An manchen Stellen blitzte etwas Eis durch das zur Vorsicht mahnte, die Steigeisen bohrten sich indes vertrauenserweckend durch die Schneeauflage hindurch zum griffigen Eis.

 

Was dieses Jahr allerdings ein schreckliches Bild abgab, ist der zerschrundene Gletscher, der ohne Radtrackspur zur Mönchsjochhütte mit grossen Spalten auf sich aufmerksam machte. Wo man all die Jahre blind der breiten Spur vertraute, öffnen sich nun tiefe Abgründe. Ich möchte mir gar nicht ausmalen, wie es in 10 Jahren hier oben aussehen wird...alles ist im Wandel inbegriffen, alles fliesst. Die Zeit nagt unaufhörlich auch an den höheren Gletschern und Bergen. Ich sehe es als grosses Privileg die Chance zu haben, diese Naturschönheiten bestaunen zu dürfen, auch wenn ihr Zerfall unausweichlich ist. Der Mensch, in der Zeitgeschichte der Erde betrachtet, ist ein junges Geschöpf. Doch auch er sah bereits Gletscher kommen und gehen...

 

 

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Patricia Neuhauser

 

Sportwissenschaftlerin, MSc

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