Mönch Nordostwand

Ein weiteres Skiprojekt, das so ewig vor sich hin schlummerte...erst am Pfingstmontag, als Hari freudestrahlend von seinem Speedprojekt über die Normalroute vom Mönch zurückkam und von ausgezeichneten Verhältnissen in der Nordostwand berichtete, erlangte dieses Skiprojekt neuen Schwung in unseren Köpfen. Immerhin sollte es meine bisher steilste Abfahrt werden und ich war dementsprechend unsicher und angespannt. Doch beim Anstieg über die steile Wand konnte ich mich mit der Steilheit gut anfreunden, vertraut machen mit den griffigen Schneeverhältnissen und sogar der - heute besonders humane - Bergschrund liess sich leicht überwinden. Mit dem gewonnenen Vertrauen während des Aufstiegs war der Gedanke einer Skibefahrung plötzlich gar nicht mehr so abwegig.

 

Im oberen Teil merkten wir schnell, dass Richtung Nordostgrat bereits Blankeisstellen zum Vorschein kamen. Mit den Skiern unter den Füssen in der Abfahrt würden wir uns also mehr in Falllinie des Gipfels, also mitten durch die Wand straight runter, orientieren müssen. Direkt unterhalb des Gipfels konnten wir von einem geschaufelten Podest unserer Vorgänger der letzten Tage zum Umsatteln von Steigeisen auf Skier profitieren. Was ein Service und für eine Wohltat, wenn man zumindest gemütlich stehen kann, seine sieben Sachen geordnet verstauen kann und nicht ständig Angst haben muss, etwas die Wand runter zu schmeissen, falls man für einen Moment unkonzentriert arbeitet. 

 

Bindungscheck, Schuhcheck, Verriegeln, Stockschlaufen einfädeln und sauber greifen. Der Helm sitzt, es klebt kein Eis am Skibelag. Konzentration, fokussieren, die Anspannung ist merklich da und ich tue mir schwer sie zu regulieren. Das Gequassel der beiden Girls am Gipfel trägt nicht gerade zu meiner Entspannung bei. Publikum mag ich nicht wirklich. Doch dann bin ich an der Reihe, Hari wartet bereits einige Schwünge unterhalb von mir. Dieser erste Schwung, dieser erste Turn. Könnte ich ihn doch nur überspringen! Und direkt beim zweiten oder dritten Turn in das Geschehen einsteigen. Nein, hier muss ich durch. Das ist part of the game.

 

Zögerlich beginne ich meine Kurven, eine nach der anderen. Erst im Mittelteil fällt es mir etwas leichter flüssiger zu fahren. Die Wand ist wirklich saugend, obwohl sie nur so kurz ist. Doch die Beine sind weit auseinander beim Aufkanten, ein Zeichen dafür, dass es wirklich steil ist! Zum Schluss ein beherzter Sprung über den Bergschrund, ich habe es geschafft. Doch die Anspannung weicht diesmal nicht wie am Blüemlisalphorn. Ich bin noch immer gefesselt. Auch der Blick zurück löst kein Jubeln aus. Es fühlt sich mehr wie eine Schockstarre an. Das muss ich erst mal verdauen...zum Glück ist dafür in der Jungfraujochbahn mehr als genug Zeit...

 

Dass wir nach einem solch mageren Winter reichlich mit ausgezeichneten Bedingungen für den "steep shit" beschenkt werden würden...wer hätte das im Februar und März vermutet?

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Patricia Neuhauser

 

Sportwissenschaftlerin, MSc

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