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Sotto Vuoto am Colodri in Arco

Welch geniale Mehrseillängenkletterei versteckt sich da am Colodri! Immer steil, ausgesetzt und mit jeder Menge Sinter! Eine Perle über dem trubulenten Arco...

 

Ziemlich müde vom Vortag, die 14 Seillängen haben doch ihre Spuren hinterlassen (besonders an den Füßen!), beschließen wir es heute etwas gemütlicher anzugehen. 5 Seillängen mit überschaubarem Zu- und Abstieg, gerade recht. Doch die Kletterei beginnt alles andere als gemütlich, bereits die ersten 3 Haken lassen mich keuchen und schnaufen, das kann ja heiter werden.... Also starte ich nochmals neu hinein, dafür hängen bereits die 3 unliebsam zu klippenden Haken.

 

Die Sotto Vuoto war früher eine Technotour und wurde mittlerweile zum Freiklettern eingebohrt, was sie nochmals aufwertet. Die Linie ist einfach genial, fast durchwegs an überhängenden Verschneidungen sucht sich die Sotto Vuoto ihren Weg durch die stark überhängende Südwand des Colodri. Und das beste: Sinter! Wie gut, dass wir gerade in Kalymnos waren und unsere Sintertechnik auf Vordermann gebracht haben. Knieklemmer, spreizen, pressen und knübbeln ist angesagt, einfach genial.

 

Die Absicherung verlangt zwar beherztes Ansteigen, doch ist sie nie gefährlich oder weit. Außerdem wurden die Rostgurken belassen, so dass sie als willkommener Gruß für die strapazierte Moral dienlich sind. Die Stände sind zwar ungemütlich, dafür aber super eingerichtet, ein gemütlicher Gurt leistet hier gute Dienste um Weichteilquetschungen vorzubeugen und eingeschlafenen Haxn:-)

 

Ich bin sicher nicht zum letzten mal die Route geklettert, das nächste Mal heißts aber voll angreifen: à muerte! Wer steile Kletterei, Sinter und Verschneidungen liebt, der wird mit dieser Route seine wahrste Freude erleben. Nicht von der Bewertung einschüchtern lassen, 6c ist zwar obligatorisch, doch für 5 Seillängen sollte die überschüssige Kraft schon ausreichen...und hebt euch besonders noch etwas Kraft für die letzte Länge auf, der breite Riss nach dem Dach ist pumpiger als er scheint und ein Sturz endet im Leeren (Prusik nicht vergessen:-))

 

Soleado mit Mimovariante, Mandrea

Da beim letzten Mal bereits 4 Seillschaften vor uns waren, traten wir nach der 2 Seillänge den Rückzug an. Heute standen wir alleine unter der hohen Wand, 14 Seillängen lagen vor uns. Die ersten beiden gingen recht schnell von der Hand, wußten wir ja, was uns erwartet. Danach gehts gleich kräftig zur Sache, kleine Griffe erfordern Entscheidungsfreude vor dem 7a Quergang, welcher sich dann als recht gutmütig an großen Griffen, dafür ohne Tritte präsentiert. Schöne Tropflöcher und eine Schuppe folgen. Harald übersieht bei der folgenden Länge den Stand und erreicht mit Ach und Krach den übernächsten Stand, 50m, eine traumhafte Seillänge in einer sintrigen Verschneidung. Es folgt wiederum ein lästiger Quergang, dann eine lässige überhängende Seillänge, die jedoch mit einer A0-Passage aufwartet. Auch der Start der kommenden Seillänge erfordert A0-Klettern, schade! Mittelmäßige Seillängen folgen vor dem großen Finale: der Mimovariante, eine versinterte sehr steile Wand. 15m entschlossenes Anreißen wird gefordert, bevor sie in die Ausstiegsschrofen überleitet.

 

Die Soleado ist sicherlich eine tolle Mehrseillängenkletterei mit sehr guter Absicherung und schönen Kletterstellen. So bravurös wie im Führer gelobt, kam sie uns allerdings nicht vor. Keine 5 Sterne-Tour, aber 4 Sterne:-) Die A0-Passagen stören ebenso, wie die Quergänge. Ist aber Geschmackssache...

 

 

Dorian Gray , Rupe di Santa Massenza

Auch die Dorian Gray wurde im Führer sichtlich gelobt, eine 5 Sterne Tour. Was der Autor allerdings nicht bedacht hat ist der Umstand, dass die Tour nur selten begangen wird, da etwas abseits gelegen von Arco. Zwar landschaftlich sehr reizvoll am Toblino-See, allerdings eben doch ein Stück weg von Arco und so ist die erste Seillänge mit Flechten überzogen, nicht gerade ein Genuss! Hat man die 1. Länge hinter sich, wirds besser. Ein lässiger Pfeiler wartet mit ungemein scharfem Fels und gemütlichem Stand am Ende mit Routenbuch und Madonna. Der folgende kleingriffige Überhang schneidet sich einmal mehr in die malträtierten Fingerkuppen der letzten Tage. Dann ist wieder Gemüse angesagt. Routensuchen, Tipp: nicht zu weit von der leichten Rampe rechts verleiten lassen, der Stand ist von einer anderen Tour:-). Hat man das Gebüsch hinter sich, wartet ein weiteres Schmankerl. Eine ultra-pumpige 6c Länge, die Wand schaut gar nicht so steil aus, aber die Griffe....Sloper, und der kleingriffige Abwerfer 3m vorm Stand. Eine sehr kurze Seillänge folgt, dafür aber technisch gefinkelt. Leider startet die kommende Seillänge mit A0-Kletterei, die Wand mit den Sintern ist zu trittarm, danach bleibt es aber anhaltend schwierig im Bereich 6c. Ein kurzer Quergang leitet hinein ins Ausstiegsgemüse.

 

Was uns die Tour etwas vermiest hat, ist der Abstieg, welcher komplett verwildert ist. Zunächst leiten noch Fixseile aus dem Gebüsch heraus, doch dann steht man förmlich im Urwald. Ein guter Spürsinn und der Hunger treiben einen stets bergan durchs Dickicht in der Hoffnung, den Wanderweg anzutreffen. Tip: Links halten im Klettersinne, wenn ihr einen ebenen Pfad erreicht, habt ihr es geschafft, diesen nach links nehmen, er mündet in den besagten Wanderweg, welcher wieder zum Wandfuß hinunter führt.

 

Ein weiteres Kriterium sind die nachgeholfenen Griffe. Sie machen es nicht leichter zu klettern im onsight-Modus, da man dort meistens keinen so tollen Griff erwartet hätte, rein von der Felsstruktur her. Außerdem kosten sie zusätzlich viel Haut!

 

Insgesamt 4 schöne Seillängen, der Rest ist mehr Verbindungsweg zwischen diesen lässigen Stellen. Dafür lässt sichs entspannt klettern, die üppige Absicherung schont die Nerven im äußerst scharfen Fels, in dem du sicher nicht stürzen magst!

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Patricia Neuhauser

 

Sportwissenschaftlerin, MSc

Präsidentin Verein trail-maniacs

Online-Autorin SAC Tourenportal

Autorin Trailrunning Guidebook

 

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