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Bergsee Südgrat und Hochschijen Südgrat

Klettern hoch über der Göscheneralp heisst Genuss pur, denn hier wartet der eisenfeste Zentralgranit auf diejenigen, die den bereits landschaftlich reizvollen Zustieg von 1,5h über die Bergseehütte nicht scheuen. Schijenstock, Bergsee und Hochschijen, das Dreigestirn bietet fantastische Gratkletterei auf der Sonnenseite des Lebens. Wir entscheiden uns für die beiden letzteren Südgrate, versprechen sie doch beide anregende Kletterei, gute Absicherung und eine angenehme Länge. 

 

Der Bergseesüdgrat ist zunächst nicht auszumachen, eine Wandstufe muss in 5 Seillängen überwunden werden, um auf den Grat zu gelangen. Die Route führt über plattigen Fels, welcher mit Rissen übersäht ist. Immer wieder tauchen die Hände bis zum Handgelenk in eine Spalte, dann folgen kleine Leisten und Reibungstritte, was bei der exzellenten Reibung des Gesteins für Genuss sorgt. Flüssiges Höhersteigen, ab und an einen Bohrhaken oder Schlaghaken klinken, es kann überall geklettert werden, wobei wir die eigentliche Route nicht verlassen. Die vorletzte Seillänge bietet nochmals eine knifflige Stelle direkt von einem Podest weg, 4c kann ganz schön interessant sein:-)

 

Am breiten Gipfel sind wir teilweise in Wolken eingehüllt, ein kühles Lüftl saust um unsere Köpfe, dann wieder praller Sonnenschein. Die Gipfeljausen lassen wir uns trotzdem ausgiebigst schmecken und rutschen anschliessend über den markierten Ostgrat zur Scharte hinab, von wo weitere Schneefelder den Schnellabstieg versüssen.

 

Nachdem uns das Panorama rund um die Bergseehütte und die Kletterei am Vortag überzeugt haben, entscheiden wir uns auch am 2. Tag wieder dort hinauf zu schauen. Etwas weiter östlich lockt der Südgrat des Hochschijen, der mit ähnlichen Schwierigkeiten aufwartet. Doch die erste Länge hat es in sich, ein 5b Riss versucht mich abzuwerfen. Diese knackige Einstiegslänge kann auch weiter rechts in einem schönen gestuften 3b Gelände umgangen werden, was sogar die logischere Linie wäre...

 

Der Südgrat des Hochschijen unterscheidet sich doch deutlich vom gestrigen Bergsee Südgrat. Die Absicherung ist auch hier gut, doch weist das Gestein mehr Flechten auf und der Grat ist flacher, ausgeprägter, hochalpiner. Immer wieder sind kleine Türme zu überklettern, danach folgt Blockgelände, dann wieder ein herrlicher Aufschwung. Mich erinnert das Gelände stark an den Rothorngrat. Zum Schluss kann der hlöchste Turm noch erklettert werden, wir verzichten auf die 10 Extrameter und gehen gleich zur Gipfeljause über. Diesmal mit Blick auf den Salbit Westgrat, der steil und markant in den Himmel ragt.

 

Zweimaliges Abseilen (30m und 20m) bringt uns zum weiteren Fussabstieg. Und wieder lockt das knieschonende Schneefeld für den rasanten Schnellabstieg. Blau-weise Markierungen am groben Blockwerk geben die Richtung vor bis wir auf den uns bereits bekannten Wanderweg hinab zur Göscheneralp treffen.

 

Fazit:

2 wirklich genussvolle Tage in prachtvoller Umgebung leiteten die hochalpine Klettersaison ein. Fester Granit, Plaisirabsicherung und Sonnenschein begeistern, das Panorama auf Sustenhorn, Dammastock und Galenstock würzt die Kletterei mit hochalpinem Flair und der Blick hinüber ins Salbit lässt Träume der Superlative spriessen...Westgrat ahoi!

 

Camping:

In Gwüest liegt der idyllische Campingplatz, schlafen zwischen Kuhglockengebimmel und plätschertem Bächlein inklusive. Rustikale Aussenwaschbecken und provisorisches Klohhäuslein runden das Outdoorfeeling ab, Prädikat: empfehlenswert!

 

Ansonsten bietet auch die Bergseehütte Unterkunft, von dort sind die Klettertouren in 20min erreichbar, dafür ist man auf das Gebiet beschränkt. Bei Übernachtung im Tal bieten sich auch Gandschijen, Feldschijen, etc. an...

 

 

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Patricia Neuhauser

 

Sportwissenschaftlerin, MSc

Präsidentin Verein trail-maniacs

Online-Autorin SAC Tourenportal

Autorin Trailrunning Guidebook

 

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