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Poéme à Lou am Brévent und Papillonsgrat an der Aiguille du Peigne

 

Klettern am Brévent

 

Den Klassiker, die Frison-Roche, kannte ich bereits, somit stand eine andere Tour auf meiner Wunschliste, die Poéme à Lou" in der Südwand. Mit dem Skyrun auf den Alphubel am Vortag in den Beinen musste heute etwas "Gemütliches" her. Und da bieten sich die kurzen Klettereien und vorallem ohne viel Zustieg in den Aiguilles Rouges an. Mit der Gondel auf den Brévent, Rucksack deponieren, und in wenigen Minuten an den Fuss der Südwand absteigen. Also ganz nach unserem Geschmack: Ausschlafen, genüsslich Frühstücken und zu Mittag einsteigen.

 

In 5 sehr langen Seillängen durchzieht die Route die steile Südwand. Dabei findet sich immer schön strukturierter, fester Gneis, mit vielen Tritten und Griffen, so dass die Kletterei auch ohne Chalk (für Harry) und mit den Alpinpatschen durchaus genüsslich sein kann. Die Absicherung ist gut, aber den Schwierigkeitsgrad sollte man trotzdem draufhaben. 11-13 Bohrhaken auf 45-50m. Ein toller Auftakt in die Alpinwoche Chamonix!


Papillonsgrat an der Aiguille du Peigne

Ein weiterer Klassiker stand ins Haus. Genusskletterei am Papillonsgrat, der nach den Beschreibungen und Erzählungen wohl immer immens überlaufen ist. Aber auch diesmal hatten wir Glück. Lediglich eine Führerseilschaft stand mit uns gleichzeitig am Anstieg. Und nachdem wir fertig eingebunden waren, konnten wir als Erste Seilschaft ins Rennen starten.

 

Fast hätte uns der erste, senkrechte 4c Riss ausgebremst. Ein mürrischer Blick des Bergführers, doch ich konnte noch gerade rechtzeitig die Sequenz entschlüsseln. Breite Risse im Granit bedürfen halt etwas Eingewöhnungszeit und diesen Sommer kam zusätzlich das Klettern halt bei uns etwas zu kurz...Die Stelle mit der Schlinge drin muss leider A0 herhalten, die darauffolgende schöne Rillenwand ist wiederum purer Genuss. Danach folgt nochmals ein kleiner Bremser, eine liegende, kurze Rissverschneidung, die zum Glück geduldig meinen Angstcam frisst. Nach diesem etwas holprigen Start bin ich abgehärtet, es schliesst niemand mehr zu uns auf. 

 

Seillänge um Seillänge klettern wir zügig über die Türme und suchen uns unseren Anstiegsweg. Meistens ist dieser mehr als offensichtlich, der Andrang in der Route hat seine Spuren hinterlassen. Griffe und Tritte sind frei von Flechten und so manche Rauhigkeit des Granits wurde schon glatt poliert. Doch es stört nicht, Granit ist da geduldiger als Kalk, zum Glück. 

 

Der Fels ist noch kalt, wir klettern grossteils im Schatten. Just vor der Schlüsselseillänge blinzelt schliesslich die Sonne über die Kante. Na super, Griffesuchen mit blendender Sonne, tolles Timing. Doch die Angst vor der Schlüsselseillänge bewahrheitet sich nicht. Griffig, athletisch und mit einigen Schlaghaken gesichert turnt es sich recht einfach auf den höchsten Turm. Auch der darauffolgende 5b-Riss ist mit zwei tadellosen Schlaghaken ausgestattet und löst sich prima auf. Entweder bin ich jetzt drin im Granitklettern oder irgendetwas stimmt da nicht. Der 4c Auftakt und diese liegende Verschneidung blieben mir bis zum Schluss als schwierigster teil in Erinnerung...

 

Wir klettern noch das schmale Grätchen zu Ende und treffen alsbald auf den Normalweg der Aiguille du Peigne, wo einige Seilschaften zu Gange sind. Mit zweimal abseilen erreichen wir einfacheres Gelände und scramblen in erstaunlich gutem Fels die Abstiegsrinne hinab, bis wir etwas ausserhalb der Route auf einen grasigen, ebenen und geschützten Platz stossen, wo wir zum ersten Mal uns eine ausgiebige Pause gönnen. Die Aussicht auf die Nordseite der Aiguille du Midi fängt unsere Blicke. Einige Seilschaften sind am Frendo im Ausstieg, unser Auge sucht unbändig die schattige Wand nach Linien und Anstiegen ab.

 

Beim Abstieg weiter unten realisieren wir erst unsere schöne Kletterei, die durch ihr alpines Ambiente begeistert. Der kurze Zustieg von der Seilbahn und der unkomlizierte Abstieg tragen ihriges sicherlich zu der hohen Begehungsfrequenz bei, aber auch die Kletterei kann eben begeistern. Von allem ist etwas dabei und zum Glück noch ohne Bohrhaken! Denn Sicherungen lassen sich wie Sand am Meer unterbringen, besonders Köpfelschlingen sind beliebt und sollten reichlich um den Hals hängen. Vom 0.4er bis 2er Camalot ganz abgesehen. Die schwierigsten Stellen gehen A0, einenen soliden 5er sollte man aber trotzdem Klettern können.

 

 

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Patricia Neuhauser

 

Sportwissenschaftlerin, MSc

Präsidentin Verein trail-maniacs

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Autorin Trailrunning Guidebook

 

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